Orbis terrarum antiquus. Schul-Atlas der alten Welt, 19e druk (1846)

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Orbis terrarum antiquus. Schul-Atlas der alten Welt, 19th edition (1846)


Kurzer Abriss der alten Geographie von J.H. Möller.

Vorwort.

Die wesentlichen Verbesserungen, durch welche die neuesten Auflagen des Atlasses der alten Welt sich auszeichnen – fast sämmtliche Nummern sind in den letztverflossenen Jahren nach und nach ganz umgearbeitet und nach neu entworfenen Zeichnungen gestochen worden – machten eine neue Bearbeitung des kurzen Abrisses der alten Geographie nöthig, welche natürlich ausführlicher werden mußte, da die neu gezeichneten Karten gehaltreicher wie die ältern sind. Uebrigens sind die Grundsätze, nach welchen verfahren wurde (besonders nur das Nachweisbare aufzuführen), dieselben geblieben, um die Opfer nicht zu vermehren, welche ohnedieß bei den neuern Auflagen bereits schon gebracht werden.

Abkürzungen: C. Cap. – Fl. Fluß, Flüsse. – Geb. Gebirge. – Gr. Grenze. – Lac. Lacus. – M. Mons, Montes. – M. Mare, Meer. – Oc. Oceanus. – Pr. Promontorium. – Sin. Sinus. – Vorgeb. Vorgebirge. – N. Norden. – O. Osten. – S. Süden. – W. Westen.



Einleitung.

Die geographischen Kenntnisse der Griechen und Römer, von den ältesten Zeiten bis auf den Untergang des weströmischen Reichs, von denen die alte Geographie Rechenschaft geben soll, erstreckten sich nur über einen Theil der sogenannten alten Welt: Europa, Asia, Africa; der hohe Norden war ihnen nur wenig bekannt, noch weniger der Süden jenseit des Aequators, und der äußerste Osten von Asia.

Die ältesten Dichter der Griechen, welche uns die Ansichten ihrer Zeit über geographische Verhältnisse aufbewahrt haben, dachten sich die Erde als eine vom Okeanos umflossene Scheibe, welche beide der Himmel, Uranos, umwölbt; späterhin lehrte man: der Himmel sey eine Hohlkugel, in deren Mitte die Erde, in Gestalt eines Würfels, oder eines Kegels u. s. w., schwimme. Nach und nach gelangte man zu einer richtigem Ansicht und betrachtete die Erde als eine Kugel (zuerst die Pythagoräer) fest im Mittelpunkte des Weltalls, um die sich Sonne, Mond und Planeten in stetem Kreislaufe bewegen. Nun verstand man unter Polos, Pol nicht mehr die kreisförmige Bewegung des Himmels, sondern die beiden Endpunkte der Weltachse, um welche sich das Himmelsgewölbe bewegt; der Meridian durchschneidet, als größter Kreis, die Pole und bildet mit dem Horizont (der Kreislinie am Himmel, welche die Erde scheinbar berührt) einen rechten Winkel; der Aequator, Aequinoctialis linea, theilt die Erde in zwei gleiche Hälften und wurde dadurch besonders wichtig, daß man nach ihm die Breiten zu bestimmen versuchte. Die Tropici, Wendekreise, schließen die Sonnenbahn, Ekliptik, ein; mit ihnen laufen parallel die Polarkreise, Arcticus und Antarcticus. Die hierdurch entstehenden Erdgürtel, Zonen, benutzte man schon früh zu einer Eintheilung der Erde, und unterschied deren fünf: eine heiße, Zona torrida, zwei gemäßigte, Z. temperatae, und zwei kalte, Z. frigidae. Nur die gemäßigten Zonen können bewohnt werden, so weit das überall eindringende Meer es gestattet, und dieser bewohnbare Theil der Erde hat die Gestalt eines griechischen Mantels, Chlamys. – Die bewohnte Erde theilte man früher in zwei Hälften und nannte die eine Europa, das Land gegen Abend, die zweite Asia, das Land der Mitte, welches wieder in Asia und Libya zerfiel; später bezeichnete man Libya, als eigene Erdfeste, mit dem Namen Africa, und nannte alle drei zusammen Continentes, zum Unterschied von den Inseln. – Alle, zu seiner Zeit (wahrscheinlich zwischen 87-165 n. Chr.) ihm bekannt gewordenen geographischen Nachrichten sammelte Claudius Ptolemaeus aus Ptolemais, zugleich ausgezeichneter Astronom, suchte sie genauer zu bestimmen und zu berichtigen; sein Werk blieb lange das Hauptwerk für Geographie, so wie die nach seinen Angaben entworfenen, Karten lange Zeit die einzigen waren, deren man sich bediente. Den Umfang seiner geographischen Kenntnisse stellt die Karte I. dar. Gegen W. reichten sie bis zu den glücklichen Inseln, Fortunatae Ins. (Canarische Ins.), Jovernia, Hibernia (Irland), Albion, Britannia (Britannien); im N. lagen Thule (?) und Scandiae Ins. (Skandinavien); im äußersten O. lebten die wenig bekannten Sinae, nördl. von Serika begrenzt; im S. schloß unbekanntes Land den indischen Ocean ein und machte diesen zu einem Binnenmeere gleich dem Mittelmeere, im SW. waren Aethiopia und die Montes lunae die äußersten Punkte.



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