Spruner-Menke, Hand-Atlas für die Geschichte des Mittelalters
und der neueren Zeit, 3e druk (1880, ca. 1890)

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Spruner-Menke, Hand-Atlas für die Geschichte des Mittelalters
und der neueren Zeit, 3rd edition (1880, ca. 1890)


Vorwort.

Die von mir bearbeitete dritte Auflage von Karl von Spruner’s historisch-geographischem Hand-Atlas, welcher sich als Fortsetzung an meine Bearbeitung seines Atlas antiquus anschliesst, erscheint nicht bloss unter einem anderen Titel, sondern auch in einer wesentlich neuen Gestalt.

Der Plan, welcher die Spuren der Art des Entstehens des Hand-Atlas an sich trug, bedurfte zunächst einer grösseren Einheit und Durcharbeitung. Die Zeiten der Merovinger und Karolinger wurden aus den Sectionen „Frankreich” und „Deutschland” losgelöst und zu einer besonderen Section vereinigt. Die Abtheilung „Nordische Reiche”, welche zwei nur vorübergehend zusammen­gehörige Ländercomplexe umfasste, wurde in die beiden Sectionen „Scandinavien” und „Slavische Reiche”, letztere Polen und das in der früheren Auflage etwas vernachlässigte Russland umfassend, zerlegt. Der oströmische, serbisch-bulgarische, sassanidische und muhammedanische Orient verlangte um so mehr eine eingehendere Behandlung, als das Verständniss seiner geschichtlichen Entwickelung für das Studium der „orientalischen Frage” unentbehrlich ist. Die neuesten Geschicke Frankreichs und Italiens mussten dargestellt und endlich auf die Entwickelung des preussischen Staats, die jetzt in der Wiedergeburt Deutschlands einen so grossartigen Abschluss gefunden hat, die Rück­sicht genommen werden, die in den früheren Ausgaben vermisst wurde.

Die Zahl der Blätter beträgt gegenwärtig 90 (gegen 73 der früheren Auflagen), die der Nebenkarten 376 (gegen 119 der früheren Auflagen).

Sämmtliche Blätter sind neu gezeichnet und fast sämmtliche, auch die, welche noch den Namen des Herrn von Spruner tragen, neu entworfen und zwar so, dass alle gleich grosse Rahmen haben und mit der Nordseite nach oben liegen.

Ein reiches Material alter und neuer Karten stand dabei zu Gebote.

Für die Darstellung liegt der Anfangs-, nicht wie bei Herrn von Spruner, der Schlussmoment der bezeichneten Perioden zu Grunde. Letzterer wurde als gar nicht mehr zur dargestellten Periode gehörig angesehen.

Für die Wahl der Zeitpunkte bei den kirchlichen Karten war durchgängig die Rücksicht auf die allmälige Entwickelung der Diöcesen und Provinzen massgebend, nicht zufällige Umstände, wie beispielsweise die Zeit des Erscheinens von Ughelli’s Italia sacra.

Entwickelungsphasen während Einer Periode wurden, soviel es thunlich war, durch Neben­karten illustriert.

Auf die Grösse, resp. Einwohnerzahl der Städte und ihre Befestigung wurde mehr Rücksicht genommen als bei den früheren Auflagen. Klöster, Kirchen und Burgen haben ihre besonderen Bezeichnungen erhalten.

Da die Karten sich, soweit wie möglich ist, aus sich selber zu erklären haben, so sind eine Menge Verhältnisse auf ihnen zur Anschauung gebracht, die in den bisherigen Ausgaben in den Erläuterungen besprochen waren.

Memoirs des Herrn von Spruner, auf die sich die Neubearbeitung hätte stützen können, waren leider nicht vorhanden, und die Arbeit war also von vorn zu beginnen. Ich bin mir bei dieser Arbeit der seit Erscheinen der ersten Ausgabe gesteigerten Ansprüche der Wissenschaft bewusst gewesen, glaube aber auch auf ihre Nachsicht rechnen zu können, da das Gebiet der historischen Geographie, das ich zu durchwandern hatte, von ihr selber noch sehr vernachlässigt ist.

Für die Möglichkeit der nothwendigen fortwährenden Verbesserung der Karten ist durch Anlegung von zum Theil sehr umfangreichen und nahezu vollständigen Memoirs gesorgt.

Gütige Mittheilungen von Zusätzen und Berichtigungen mit Angabe der Quellen und, wo die geographische Interpretation eine Schwierigkeit bietet, auch mit Aufklärung dieser Schwierigkeit, sowie Hinweisungen auf culturhistorische Verhältnisse, die sich etwa noch kartographisch verwerthen liessen, würden mich zu lebhaftem Danke verpflichten und, wo möglich, baldthunlichst berück­sichtigt werden.

Das umfangreiche Quellenmaterial und die betreffenden zerstreuten Erörterungen in neueren Schriften – soweit, als geschehen konnte, – zu benutzen, würde mir unmöglich gewesen sein ohne die zuvorkommende Gefälligkeit der historischen Gesellschaften und der Specialforscher, die dem Werke ihre Sachkenntniss zu Gute kommen liessen – ich komme bei den einzelnen Num­mern darauf zurück, – und ohne die Liberalität, mit der die Herren der Herzoglichen Bibliothek zu Gotha, der Universitätsbibliotheken zu Göttingen, Leipzig und Heidelberg, der Königlichen Bibliothek zu Berlin, sowie der Bibliothek zu Cassel mir die Benutzung der ihnen anvertrauten Bücherschätze gestatteten. Ich sage sämmtlichen Herren hiermit auch öffentlich meinen Dank.


Gotha, 27. April 1871.
Dr. Theodor Menke.




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