Justus Perthes See-Atlas, 14e druk (1944)

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Justus Perthes See-Atlas, 14th edition (1944)


Deutsches Seefahrertum

In jedem Jahre harrte die junge Mannschaft der Wikinger voll sehnender Ungeduld des Tages, an dem der warme Frühlingswind die Eisdecke zersprengte, mit der der Winter das Meer in seinen Bann geschlagen hatte. War dann die Stunde da, in der die See wieder frei, lockend und zwingend vor ihnen lag, dann setzten sie die Segel und fuhren jubelnd hinaus aus der drückenden Enge der Heimat in die Weite der Welt, die ihnen tausend Wunder versprach und die ihnen die Gelegenheit bot, in wagemutigem Einsatz zu zeigen, daß auch in ihren Adern das Blut ihrer Väter floß und sie zu kampffroher Tat aufrief.

So wie jene jungen Nordgermanen die See suchten, um im Kampfe mit Wind und Wellen zu Männern heranzureifen, so strebt auch heute wieder die Jugend unseres Volkes aus der Geborgenheit der Heimat hinaus auf die gefahrvolle Weite der salzigen See. Stets war es ein Zeichen für die seelische Haltung unseres Volkes, ob es in dumpfem, binnenländischem Denken dahindämmerte oder ob es sein Wallen auf die Meere hinauslenkte und in wellumfassender Schau die Blicke nach Übersee richtete, getragen von dem festen Entschluß, teilzuhaben an den Schätzen unserer Erde, zu denen der Weg allein über die Meere führt. In dem machtvollen Durchbruch des Seewillens, der unsere Zeit kennzeichnet, offenbart sich die tatfrohe Kraft unseres Volkes.

Wenn wir uns fragen, warum das Meer uns Deutsche und vor allem unsere deutsche Jugend so übermächtig in seinen Bann zieht, so ist diese Frage leicht beantwortet. Wer offene Sinne hat für alles Schöne und Große und ein tapferes Herz besitzt, dem wird das Leben auf dem Meere, das Kämpfen mit dem Meere die Erfüllung aller Wünsche bringen, die ihn bewegen. Es gibt wohl kaum einen Beruf, der so vielseitig und inhaltsreich ist wie der des Seemannes. Er verlangt ein unbedingt klares Denken und ein festgegründetes Wissen, denn nur der kann die Fahrt des Schiffes zu jeder Stunde meistern und bestimmen, der genau Bescheid weiß über die ewigen Gesetzmäßigkeiten des Weltalls, die sich im Lauf der Gestirne so gut offenbaren wie in Sturm und Strom, in Ebbe und Flut und tausend anderen Naturvorgängen. Es sind aber keine toten Kenntnisse, die hier aufgehäuft werden. Es ist lebendiges Wissen, das in jedem Augenblick in die Tat umgesetzt wird.

Dieses lebendige Wissen erschließt dem Seemann und Seefahrer den Blick für die Größe und Erhabenheit der Natur, die ihn umgibt. Mit ihr fühlt er sich eins. Er ist ihr Freund und ihr Bezwinger zugleich. In jedem Augenblick kündet sie ihm von der Größe der göttlichen Allmacht.

So formt sich aus Erkennen und Erleben der Charakter des Seemanns. Das Meer macht frei. Es löst den Seefahrer aus den engen, kleinlichen Bindungen des Alltags und öffnet ihm den Blick für die weltweiten Räume, in denen sich das Schicksal der Menschen und Völker vollendet. Er erlebt, daß das Weite zugleich auch das Große ist. Dennoch wird er sich nie an Träumereien und Wahngebilde verlieren. Sein Beruf verlangt von ihm in jedem Augenblick Wahrheit und Selbstzucht. Wer den Gewalten der Natur trotzen will, der muß auch mit sich selbst kämpfen können. Nur wer selbständig entscheiden kann und den Mut hat, die Verantwortung zu tragen, kann sich hier behaupten. Für Träumer und Schwächlinge ist kein Platz auf der See. Den Tapferen und Tüchtigen aber wird der Seemannsberuf stets die höchste Erfüllung ihres Strebens bringen.

Was für den Einzelnen gilt, das gewinnt seine gesteigerte Bedeutung für die Völker und Staaten. „Aus endlosen Horizonten wächst ein großer Zug von Kühnheit, Ausdauer und Fernblick in den Geist und Charakter der Seevölker hinein“, sagt Ratzel. Unser deutsches Volk ist kühn und stark. Deshalb braucht es die See, um seine geschichtliche Sendung zu erfüllen. Wir Deutschen waren stets und sind auch heute noch das Seefahrervolk des Nordens. Wir fühlen, daß wir auch als Nation jung sind, daß uns die Zukunft gehört. Deswegen streben wir hinaus auf die Weite der Weltmeere, deswegen sucht unsere Jugend die See. Auch heute im Kriege stellen die Reedereien Schiffsjungen ein. Unsere Kriegsmarine aber bietet in zahlreichen seemännischen und technischen Laufbahnen jedem jungen Deutschen, der das Herz auf dem rechten Flecke hat, die Möglichkeit, sich auf den Meeren für Deutschlands Zukunft einzusetzen. Jedes Wehrbezirkskommando gibt hier die nötigen Auskünfte, gleichgültig, ob der Bewerber nun den Wunsch hat, Offizier zu werden, ob er sich als längerdienender Freiwilliger melden oder ob er in der Kriegsmarine seiner Dienstpflicht genügen will. In jedem Falle wird sich ihm ein Feld der Tätigkeit eröffnen, das ihm in vielfältigem Einsatz reiche Gelegenheit bietet, sich zu bewähren und innere Befriedigung zu gewinnen. Wenn der Siegfriede uns aber eines Tages den Weg auf die Meere und nach Übersee wieder ungehindert freigibt, dann steht dem Seemanne die ganze Welt mit ihren Wundern und Weiten zu tatfroher Bewährung offen.

Unsere Gedanken streben schon jetzt hinaus in die Zukunft und in die blaue, lockende Ferne der Meere. Ihnen allen, die die See suchen, möchte unser See-Atlas in seiner umgestalteten Form ein geistiger Begleiter sein, der ihm auf seinen Karten die fernen Meere, Küsten und Häfen zeigt, der in einer Folge geschichtlicher Skizzen den unzerstörbaren Seewillen des deutschen Volkes veranschaulicht und der in reichbebilderten Darstellungen von Wind und Wetter und von der nautisch-navigatorischen Tätigkeit des Seefahrers berichtet. Möge er dazu beitragen, in unserem Volke das Verständnis für die Notwendigkeit und die Bedeutung der Seefahrt zu vertiefen und in den Herzen unserer Jugend die Begeisterung zu wecken für die Größe und Schönheit des Seemannsberufes.




HTML © M. Witkam, 2011

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