Lüddecke, Deutscher Schulatlas Mittelstufe, 1e druk (1895-1897)

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Lüddecke, Deutscher Schulatlas Mittelstufe, 1st edition (1895-1897)


Vorwort

Nachdem der von Prof. Dr. Herm. Wagner vollständig neu bearbeitete Sydow-Wagnersche Methodische Schulatlas, dessen erscheinen (im Jahre 1888) als ein Ereignis ersten Ranges auf dem Gebiete deutscher Schulkartographie bezeichnet worden ist, für viele ähnliche Unternehmungen des In- und Auslandes vorbildlich gewirkt hat, war es selbstverständlich, daß die Geographische An­stalt von Justus Perthes bei dem weiteren Ausbau ihrer geogra­phischen Lehrmittel auf dem „Sydow-Wagner“ als Grundlage für innere Anlage und äußere Ausführung fußen mußte. Zunächst schloß sich seit 1888 die Herausgabe des Sydow-Habenichtschen Methodischen Wandatlas an, dessen 16 Wandkarten (in 156 Blät­tern) ihrer Vollendung im Jahre 1895 entgegen gehen.

Ein weiteres Glied dieser Lehrmittel soll der „Deutsche Schulatlas, Mittelstufe“ sein, mit welchem der unterzeichnete Verfasser hierdurch vor die Öffentlichkeit trifft. Der neue Atlas will eine Vorstufe zum „Methodischen Schulatlas“ sein; wird dieser letztere als Oberstufe bezeichnet, so bildet der vorliegende Atlas die Mittelstufe zwischen die­sem und einer Unterstufe, die in Vorbereitung be­griffen ist. Die äußere Übereinstimmung der Karten des Deut­schen Schulatlas mit den eben erwähnten Wandkarten ist eine so große, daß dem Schüler in diesem Atlas für seine häus­lichen Wiederholungen gewissermaßen Verkleine­rungen der beim Unterricht in der Klasse vorgeführ­ten Wandkarten in die Hand gegeben werden, während der innere Zusammenhang mit dem Atlas von Sydow-Wagner schon daraus hervorgeht, daß die Zeichnungen einzelner Kartenblätter – wenn selbstverständlich auch mit der durch den vorliegenden Zweck bedingten wesentlichen Vereinfachung und mit sonstigen Ver­änderungen – direkt aus diesem übernommen wurden.

Im Anschluß an diesen Atlas wird in Kürze ein Leitfaden der Schulgeographie von Prof. Dr. A. Supan erscheinen; es wird stets das Bestreben der Verfasser sein, diese beiden Lehr­mittel in möglichster Übereinstimmung zu erhalten.

Der Atlas beginnt mit einigen Karten zur Einführung in das Kartenverständnis. Auf Seite 1 wird zu der bild­lichen Darstellungen eines wirklichen Gegenstands, des Königlichen Schlosses zu Berlin, das zugehörige, nach Norden orientierte Karten­bild gegeben und ferner gezeigt, wie mit dem Wachsen der Maß­stabszahl das Bild immer kleiner wird. Der Rest der Seite ist zur Darstellung eines wirklichen Berges verwendet, des sagenumwobe­nen Hörselberges, an dessen Bilde sich eine Reihe von orographi­schen Bergriffen erläutern läßt. Auf der folgenden Doppelseite 2/3 wird die kartenmäßige Darstellung einer Anzahl typischer Land­schaftsformen vorgeführt, bei deren Auswahl möglichst Gebiete des Deutschen Reiches berücksichtigt sind. Auf diese einführenden karten folgt gleich die Darstellung des deutschen Vaterlandes in Übersichten und eingehenderen Karten, denen sich die Tafeln der Alpenländer und der deutsche Kolonien anreihen. Von der Heimat schreitet die Darstellung fort zum nördlichen und südlichen Europa in 1:10 Millionen, sowie zu den Übersichten von Europa in 1:25 Millionen und den 8 kleinen, Fragen der allgemeinen Erd­kunde behandelnden Karten von Europa. Durch ihren Maßstab von 1:50 Millionen leiten diese kleinen Karten über zu der Dar­stellungen der außereuropäischen Erdteile, zunächst von Asien, dann von Afrika und Amerika, während wichtigere Gebiete, wie das süd­liche Asien, die Vereinigten Staaten und Mittelamerika, ferner der Erdteil Australien im Maßstab 1:25 millionen gegeben worden sind. Darauf folgen Übersichten der ganzen Erde in 1:100 und 200 Millionen; den Schluß bildet ein Blatt mit der Darstellung der Erde als Weltkörper und ihrer Stellung im Sonnensystem.

Wie beim methodischen Schulatlas von Sydow-Wagner und beim Wandatlas von Sydow-Habenicht kam es auch beim vor­liegenden Atlas darauf an, von den Oberflächengestaltungen der Länder und Erdteile ein klares, plastisches Bild zu geben, ohne dabei die Darstellung der politischen Verhältnisse zu vernachlässigen: eine Absicht, die dadurch zu erreichen gesucht worden ist, daß neben die physikalische Dar­stellungen der Erdteile politische Karten gesetzt wurden. Wesentlich hat aber zur Erzeugung klarer Bilder, obwohl überall eine mög­lichst kräftige Schrift angewandt ist, der Grundsatz beigetragen, daß im großen und ganzen nur der schulmäßige Stoff geboten werden soll. Dieser Grundsatz erlaubte zugleich, die Ge­biete des nördlichen und südlichen Europa auf zwei Doppelseiten darzustellen, sodaß dadurch von der gegenseitigen Lage und den geo­graphischen Beziehungen der Länder zu einander ein Bild gegeben wird, wie es durch Einzeldarstellungen der Länder nie erzielt wer­den kann.

Trotz des Bestrebens des Verfassers, nur den von der Schule verlangten Stoff zu bieten, was es nicht zu umgehen, daß auf einigen Karten, deren Maßstab es erlaubte, oder aus anderen Gründen Namen von Gegenständen eingetragen wurden, die von Bedeutung sind oder behufs Herbeiführung einer wünschenswerten Gleichmäßigkeit aufgenommen werden mußten, wie die Namen der einzelnen Staaten der nordamerikanischen Union. Namentlich gilt dies von den in größeren Maßstäben gehaltenen Karten von Nord- und Süddeutschland, besonders aber von Südwest- und Mitteldeutschland, welche, in der Hauptsache wenigstens, auch dem Unterricht in der Heimatskunde wie der vaterländischen Geschichte genügen sollen und darum eine Fülle von Flüssen, Bergen, Städten und Eisenbahnen enthalten müssen. Betreffs der Eisanbahnen sei bemerkt, daß bei den Übersichtskarten von ihrer Eintragung ganz abgesehen wurde, während auf den eingehenderen Karten nur die Hauptlinien mit Schnellzugverbindungen, welche für den Verkehr zwischen den Ländern in Frage kommen, aufgenommen worden sind. Nach der Zahl der Bewohner wurden die Städte ab­sichtlich nur in wenige Gruppen geschieden, diese Gruppen aber auf sämtlichen Länderkarten beibe­halten. Ebenso sind die Farben der Länder auf den politischen und die der Höhenstufen auf den physikali­schen karten gleichmäßig behandelt worden, so daß sie durch den ganzen Atlas hindurch dieselbe Be­deutung haben. Um aber die Karten nicht durch die stets wiederkehrenden Erklärungen der Farben, Zeichen und Abkürzungen zu belasten, und um das Kartenbild durch diese Zugaben nicht zu beein­trächtigen, sind diese Erklärungen auf einem Blatt vereinigt. Der Platz, der diesem Schlüssen angewiesen worden ist, – gegen­über dem Titel und auf der Innenseite des Einbandes –, verhindert, daß diese Erklärungen übersehen werden oder verloren gehen.

Für die Wahl des Formates des Atlas war die Karte des südlichen Europa (S. 22/23) von entscheidender Bedeutung; sie bedingte ein Format, welches für die Darstellung aller Länder und Erdteile von großem Vorteile ist, weil es gestattet, von der Umgebung der Länder und Erdteile ausgedehnte Gebiete aufzunehmen. Konnten doch z. B. auf dem Übersichtsblatt von Nordamerika im Osten noch ein Stück von Europa bis Hamburg und im Westen noch die Hawaiischen Inseln, bei dem von Afrika der Hauptteil von Europa bis Hamburg im Norden dargestellt werden.

Bei der Auswahl der Maßstäbe war der Verfasser bestrebt, in den eigentlichen Länderkarten mit wenigen, zu ein­ander in einem einfachen Verhältnisse stehenden Maß­stäben auszukommen: 1:1¼, 2½, 5, 10, 25 und 50 Millionen, wozu dann noch für die Karten der ganzen Erde die von 1:100 Millionen und 1:200 Millionen treten. Es ist damit eine Einheit der Maßstäbe erreicht, wie sie in keinem der bisherigen Schulatlanten zu finden ist. Für die kleinen Karten auf den einführenden Tafeln (S. 1-3) mußten natürlich große Maßstäbe angewandt werden; es wurde aber dafür gesorgt daß auch die Maßstäbe dieser Darstellungen zu denen der Länderkarten in einem einfachen Verhältnis stehen.

Es sei ferner bemerkt, daß sämtliche Höhenangaben in Meter ausgedrückt sind, und daß als Anfangsmeridian durchweg der Meridian von Greenwich angenommen worden ist.

Format und Maßstäbe ermöglichten ferner die lästige Quer­stellung von Karten, die den Benutzer zu einem Drehen des Atlas zwingt, zu vermeiden. Es findet sich im vorliegenden Atlas nicht eine einzige quergestellte Karte: gewiß eine nicht zu unterschätzende Annehmlichkeit.

Auf Nebenkarten wurde vollständig verzichtet. Nur auf diejenige Karten außereuropäischer Länder, auf welchen das Deutsche Reich nicht mehr zur Darstellung kam, ist dasselbe im Maßstab der betreffenden Karte auf einem Nebenkärtchen ein­gefügt und damit Vergleichen in Bezug auf die Größe Vorschub ge­leistet worden. Durch diesen Verzicht auf Nebenkarten wurde er­reicht, daß die Erdteile sich in einer der Wirklichkeit entsprechenden Umgebung zeigen; auf Grund solcher Karten wird der Schüler sich jedenfalls leichter ein zutreffendes Bild auch von der Meeres­umgebung der Erdteile machen, als wenn der leere Raum mit allerlei Nebenkarten zugebaut ist.

Endlich sei noch darauf hingewiesen, daß der Verfasser bei den Neuzeichnungen bestrebt gewesen ist, einen gewissen Reichtum an Projektionsarten zu bieten, namentlich aber die zu über­aus verzerrten Bildern der Erdteile führenden Projektionen von Bonne und Sanson-Flamsteed durch geeignetere Netze zu ersetzen. Die Bemerkungen unter der linken Ecke der betreffenden Karte oder in den rechten unteren Ecken der 8 kleinen Karten von Europa geben über die angewandte Projektion Ausschluß. Einiges Interesse in dieser Hinsicht dürfen die sechs Projektionen von Europa auf den Seiten 20 und 21 beanspruchen. Ferner ist die flächenreue azimutale Projektion van Lambert mehrfach zur Anwendung gelangt: bei den Übersichtskarten von Europa, Asien, Afrika und Nordamerika, sowie bei Australien und den benachbarten Inseln. Wenn auch die Frage nach den Projektionen für den Schüler nur von ver­hältnismäßig geringer Bedeutung ist, so wird hoffentlich der Mehr­zahl der Lehrer die Vorführung einer derartigen Mannigfaltigkeit von Projektionen willkommen sein.


Gotha, Oktober 1894.

Dr. R. Lüddecke.




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