Traugott Bromme, Atlas zum Kosmos, 1e uitgave (1854)

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Traugott Bromme, Atlas zum Kosmos, 1st version (1854)


VORWORT.

Je vielseitiger die Theilnahme war, mit welcher ALEX. v. HUMBOLDT’S Kosmos aufgenommen wurde, und je tiefer und reicher das Wissen ist, welches der greise Forscher darin niedergelegt hat, um so lebhafter machte sich das Bedürfniss geltend, dem Publikum das Eindringen in das grossartige Werk zu vermitteln. Wäh­rend der Verfasser des Kosmos von der Idee geleitet wurde, die Erscheinungen der körperlichen Dinge in ihrem allgemeinen Zusammenhange, die Natur als ein durch innere Kräfte bewegtes und belebtes Ganzes dar­zustellen, liess man sich zu der irrigen Meinung ver­leiten, der Kosmos sei ein Buch zum Unterricht, und das einfache Lesen desselben genüge, die einzelnen Naturkenntnisse in der Seele des Lesers zu einer Na­turwissenschaft zu vereinigen. So geschah es, dass man, wie Bernhard Cotta trefflich bemerkt, das Buch betrübt aus der Hand legte, mit dem niederschlagenden Gefühle, es nicht ganz zu verstellen, obwohl man die Fülle des Inhalts auf jeder Seite ahnete, und durch die hochpoëtische Darstellung länger daran gefesselt blieb, als diess ausserdem der Fall gewesen wäre. Es ist der Zweck des Kosmos nicht, die einzelnen Zweige der Naturwissenschaft zu lehren, oder neue Entdeckun­gen mitzutheilen, vielmehr zeichnet er mit kühnen Um­rissen das Ganze der Welt in einem harmonischen Bilde, hebt immer nur die überwiegenden Erscheinun­gen und Gesetze hervor, und setzt die Kenntniss der speziellen Disciplinen bei dem Leser voraus. Die Noth­wendigkeit eines Kommentars zum Kosmos ist desshalb von allen Nationen anerkannt worden, und Deutschland hat in den von Professor Bernhard Cotta begonnenen Briefen bereits eine treffliche Beigabe erhalten. In England haben Johnston und Peterman Atlanten zum genaueren Verständniss des v. Humboldt’schen Werkes veröffentlicht, und in Frankreich bereitet der Astronom Faye einen Atlas zum Kosmos vor. Ein graphisches Werk zur Erläuterung und Ergänzung der physischen Weltbeschreibung wurde in Deutschland bis jetzt nicht veröffentlicht, und wenn der Herausgeber des vorliegen­den Atlanten ein solches unternahm, so verkennt er kei­neswegs die Schwierigkeiten, die sich einer solchen Arbeit entgegendrängen, – Schwierigkeiten, die um so bedeutender sind, als das reiche Material, das zur Benutzung vorliegt, die sorgfältigste Sichtung, die strengste Auswahl bedingt, und die Anforderungen, die an einen Atlas zum Kosmos gestellt werden können, so manchfacher und theilweise so unbestimmter Art sind, dass die Leser des Kosmos bald zu viel, bald zu wenig darin finden werden.

Der Kosmos ist, wie schon berührt wurde, und wie der würdige Verfasser selbst bemerkt, kein Buch zum Unterricht, bedarf also für hinlänglich Unterrich­tete, für Gelehrte, keines, weder bildlichen noch schrift­lichen Kommentars; da aber die Mehrheit seiner Be­sitzer und Leser, obwohl durchaus den Stand der Ge­bildeten umfassend, jener Klasse nicht angehört, musste der Atlas vorzugsweise für diese bestimmt werden: Dem nicht hinlänglich Unterrichteten soll er Vorschule und Erläuterung, daher ein Anregungsmittel zu weite­rem Studium, dem besser Unterrichteten aber ein Re­petitorium des Bekannten, eine bildliche Darstellung der physischen Welt sein, die der Kosmos in einem Gusse so herrlich abgerundet schildert. – Das Meister­werk v. Humboldt’s, wie es in seinen drei Bänden vor uns liegt, liefert in seinem ersten und dritten Bande ein all­gemeines Naturgemälde als Uebersicht der Erscheinun­gen im Kosmos, und während es von den fernsten Ne­belflecken und kreisenden Doppelsternen des Weltraums zu den tellurischen Erscheinungen der Geographie der Organismen herabsteigt, enthält es schon das, was A. v. Humboldt als das Wichtigste und Wesentlichste seines ganzen Unternehmens betrachtet: die Nachwei­sung der inneren Verkettung des Allgemeinen mit dem Besonderen.

In vorliegendem Atlas suchen wir, dem Plane des Kosmos folgend, beide Sphären der Natur, die side­rische sowohl als die tellurische darzustellen, um „das Dasein des gemeinsamen Bandes, welches die ganze Körperwelt umschlingt, und das Walten ewiger Ge­setze und den ursächlichen Zusammenhang ganzer Grup­pen von Erscheinungen, soweit derselbe bisher bekannt geworden ist,“ im Bilde anschaulicher hervortreten zu lassen, und gehen dann zu dem Naturgemälde der Erde über, um in diesem durch eine bedeutsame Anreihung der Erscheinungen ihren ursächlichen Zusammenhang zur Vorstellung zu bringen. Wir zeigen den Erdkörper in seiner Gestaltung, seiner mittleren Dichtigkeit, in den Abstufungen seines mit der Tiefe zunehmenden Wär­megehalts, seiner elektro-magnetischen Strömungen und polarischen Lichtprozesse; suchen bildlich die vulkanische Thätigkeit nachzuweisen, die durch die Reaktion des Inneren unseres Planeten auf die äussere Rinde des­selben bedingt wird, und sich in Central- und Reihen­Vulkanen, in Gas- und heissen Wasserquellen-Aus­brüchen und mehr oder minder geschlossenen Erschüt­terungskreisen zeigt; gehen auf die Unterscheidung geognostischer Epochen über, in welcher wir allein eine sichere Bestimmung der Zeitfolge der Formationen fin­den, welche die untergegangenen Geschlechter von Thie­ren und Pflanzen in chronologisch erkennbaren Lebens­reihen umhüllen. Die durch Entstehung, Umwandlung und Hebung der Erdschichten bedingte Naturgestaltung der Erdoberfläche führt uns von selbst zur bildlichen Darstellung des Festen (Starren) und Flüssigen, zeigt uns die Ausdehnung und Gliederung der Kontinental­massen in horizontaler und senkrechter Richtung, und leitet uns unmerklich, da von diesen Verhältnissen die thermischen Zustände der Meeresströme und die meteo­rologischen Prozesse in der luftförmigen Umhüllung des Erdkörpers abhängen, zu der typischen und geographi­schen Verbreitung der Organismen. Durch Charakter­landschaften soll unser erläuternder Atlas ein Anregungs­mittel zum Naturstudium geben, und auch einige histo­rische Karten die Geschichte der physischen Weltan­schauung, die in dem Laufe von zwei Jahrtausenden stufenweise entwickelte Erkenntniss des Weltganzen, vor das Auge des wissbegierigen Lesers bringen. Ein kurzer Text soll das Grundprinzip des v. Humboldt’­schen Werkes: „die Welterscheinungen als ein Natur­ganzes aufzufassen,“ in den Einzelnheiten erläutern, welche die speziellen Disciplinen begründen, und der Atlas so zum selbstständigen Lehrbuch werden, den Weltplan, die Naturordnung, wie solche der „Kos­mos“ auffasst, zum Verstehen zu bringen.

„Ein Buch von der Natur seines erhabenen Titels würdig,“ sagt unser verehrter Meister, „wird dann erst erscheinen, wenn die Naturwissenschaften, trotz ihrer ur­sprünglichen Unvollendbarkeit, durch Fortbildung und Er­weiterung einen höheren Standpunkt erreicht haben, und wenn so beide Sphären des einigen Kosmos (die äussere, durch die Sinne wahrnehmbare, wie die innere, reflek­tirte, geistige Welt) gleichmässig an lichtvoller Klar­heit gewinnen.“ Dann aber auch erst wird ein voll­ständiger Atlas möglich sein, ein treues Bild der Ge­sammtwelt im Kleinen, Jedem verständlich!

Als Quellen benutzte der Herausgeber zum Atlas: seine eigenen, bei vieljährigen Reisen und Naturstudien entworfenen Zeichnungen und Manuscripte, die hand­schriftlichen Karten des zu früh geschiedenen Grasmüller, so wie die trefflichen Leistungen englischer und fran­zösischer Naturforscher und Geographen; zu den Er­läuterungen, oft mit wörtlicher Anführung (ausser den Werken A. v. Humboldt’s) B. Cotta’s Briefe über den Kosmos (Leipzig, 1848), Perty’s allgemeine Na­turgeschichte (3 Bände, Bern 1843), die Werke von Oerstedt, Oben, L. v. Buch, Schouw und Cuvier, Littrow’s Wunder des Himmels (Stuttgart 1842), Somerville’s Me­chanism of the Heavens (London 1849), Connexion of the Physical Sciences (London 1850), und Physical Geography (London 1850), Keith Johnston’s Physical Atlas of na­tural Phenomena (Edinburgh 1850), Laplace’s Traité de Mécanique céleste (5 vol. 4º.), Kamtz’s Meteorologie (3 Bände, Halle 1836), Eisenlohr’s Lehrbuch der Phy­sik (Stuttgart 1852), Reuschle’s Kosmos und Phy­sik der Erde (Stuttgart 1852), Berghaus’s physikali­schen Atlas (2 Bände. Fol. Gotha), und dessen Länder- und Völkerkunde (6 Bände, Stuttgart), Berghaus’s und Hoffmann’s Hertha und Annalen, Bessel’s Vorlesungen über wissenschaftliche Gegenstände (Hamburg 1848), Gehler’s physik. Wörterbuch, W. und J. Herschel’s Schriften, Fr. Hoffmann’s physikalische Geographie (1837), v. Leonhard’s Geologie (5 Bände, Stuttgart), Keferstein’s Naturgeschichte des Erdkörpers (2 Bände, Leipzig 1834), und die nicht veröffentlichten Vorträge A. G. Werner’s über Geognosie, welche Bücher wir allen denen zu besonderem Studium empfehlen, die mit den speziellen Doktrinen der physikalischen Wissenschaft genauer bekannt zu werden wünschen.

Stuttgart, im September 1851.

Der Herausgeber.




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